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Künstliche Intelligenz, abgekürzt KI oder AI für das englische „Artificial Intelligence„, ist eines der großen Buzzwords der Technologiebranche der letzten Jahre. Im Allgemeinen beschreibt es ein Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung von intelligentem Verhalten beschäftigt (siehe Wikipedia). Das große Ziel ist, eine menschenähnliche Intelligenz nachbilden zu können, die eigenständig Probleme lösen kann. Die Anwendungsgebiete reichen von Suchmaschinen, die von Menschen formulierte Suchanfragen verstehen sollen, über selbstfahrende Autos bis hin zu humanoiden Robotern, die uns im alltäglichen Leben unterstützend zur Seite stehen können. Eine große Motivation in der Erforschung und Verbesserung der KI steckt im Wettbewerbsvorteil. Je intelligenter die eigenen System sind, desto mehr Menschen werden sie nutzen.

Da ich mich beruflich mit der Erstellung von Webseiten beschäftige, finde ich die Meldung interessant, dass künstliche Intelligenz jetzt auch im Webdesign Einzug halten soll. Der marktwirtschaftliche Gedanke dahinter leuchtet ein: Die Umsetzung der eigenen Vorstellungen für eine neue Firmenwebsite kann teuer werden, wenn man eine Agentur beauftragt, die erst nach mehreren Meetings ein schlüssiges Design vorstellen kann. Gäbe es eine künstliche Intelligenz, die die sich immer wiederholenden Prozesse in der Agenturarbeit abstrahieren kann, könnte viel Zeit und Geld eingespart werden. Hier setzt die Innovation von Wix.com an. Sie wird als die erste künstliche Intelligenz für das Design und die Erstellung von Webseiten angekündigt. Ich bin gespannt, ob das System wirklich als intelligent bezeichnet werden kann und habe es mir dafür mal genauer angeschaut.

Wenn ich in meinem Wix.com Account-Bereich eine neue Website erstellen möchte, muss ich mich zuerst für eine Art der Seite entscheiden, wie z.B. Blog, Online-Store oder Portfolio. Danach habe ich die Möglichkeit, die Seite mit Hilfe der Wix ADI zu erstellen, also der Artificial Design Intelligence von Wix.com. Entscheide ich mich dafür, werden in wenigen Schritten grundlegende Informationen von mir abgefragt, nämlich der Website- bzw. Business-Typ, welche Features die Seite unterstützen soll, z.B. online zu verkaufen, Buchungen anzunehmen oder Abonnenten zu sammeln.

Nach Eingabe des Seitentitels und Hochladen eines Logos startet der eigentliche Prozess. Mir werden sechs unterschiedliche Designvorschläge angeboten, die angeblich speziell für mich ausgewählt wurden und aus denen ich einen wählen muss. Die Auswahl lässt sich in Nachhinein noch ändern. Auf Grundlage des vorher hochgeladenen Logos kann eine Farbpalette für die neue Webseite erstellt werden, was beim zweifarbigen Logo von ichdigital.de wenig sinnvoll ist. Die Funktion halte ich trotzdem für eine gute Idee und sehr gelungen.

Das waren auch schon die notwendigen Schritte, um zur ersten Version der neuen Webseite zu gelangen. Jetzt kann ich diese Variante meiner Seite selbst ansehen und testen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. In einem Menü, das seitlich eingeblendet wird, werden mir die nächsten Schritte für detailliertere Anpassungen angeboten. Zuerst dachte ich, dass es sich hierbei mehr um einen Wizard oder eine geführte Tour durch die Anpassungsmöglichkeiten, als um eine Art von Intelligenz dahinter handelt. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, denn die Wix.com ADI kann mir viele Entscheidungen abnehmen und mir zeigen, wie ich z.B. die Schriftart meiner Webseite umstelle.

Gefragt, getan

Dafür erhalte ich am unteren rechten Browserrand ein Kontextfenster, das mich durch den Prozess leitet. Im Falle der Schriftart werde ich gefragt, ob die ADI die Änderung für mich umsetzen soll oder sie mir zeigen soll, wie ich das tun kann. Lasse ich die ADI übernehmen, wird die Schrift nicht etwa einfach umgestellt, sondern es werden mit einem virtuellen Mauszeiger die entsprechenden Menüs geöffnet und Schaltflächen geklickt, damit ich den Prozess optisch verfolgen kann. Ich schätze, die Auswahl der Schriftart erfolgt nicht gänzlich zufällig, sondern auf Grundlage meiner bisher getroffenen Designentscheidungen und gespeicherten Vorlieben. Nachdem die ADI die neue Schriftart aktiviert hat, werde ich per Kontextfenster gefragt, ob ich sie behalten möchte oder eine andere ausprobieren möchte.

Auf die beschriebene Vorgehensweise am Beispiel der Änderung der Schriftart läuft es in allen Schritten der Anpassung ab. Die Wix.com ADI schlägt mir eine Änderung vor und kann sie auch selbständig durchführen. Danach entscheide ich, ob sie mir gefällt, ich einen neuen Vorschlag sehen möchte oder kann mit dem vom Zusehen erlernten Wissen selbst eingreifen. Dabei steht mir immer die Option zum Zurücknehmen der letzten Schritte (Undo) bereit, was mir ein Gefühl zusätzlicher Sicherheit verleiht.

Wenn ich mit dem Design meiner Seite zufrieden bin, kann ich sie mit Inhalten füllen oder sie mit Funktionen aus dem Wix.com integrierten App-Markt erweitern, z.B. einem Online-Shop. Um die Sicherheit muss ich mir selbst keine Gedanken machen, auch das nimmt mir Wix.com ab, worüber ich bereits ausführlicher berichtet habe (siehe Sicherheit beim Betreiben einer Webseite bzw. eines Webshops).

Fazit

Die Wix.com ADI funktioniert sehr gut und geleitet mich sicher durch den Prozess der Erstellung einer neuen Webseite. Hierbei von künstlicher Intelligenz zu sprechen, fällt mir etwas schwer, da dieser Begriff sehr hohe Erwartungen weckt. Auf jeden Fall ist die Wix.com ADI ein smarter Einrichtungsassistent, der dem Anwender in mir bisher nicht bekannter Form mit Rat und Tat zur Seite steht. Gerade Technik-Laien werden gut damit zurecht kommen und sollten diese Möglichkeit in Betracht ziehen, bevor sie ihre Vorstellungen für die neue Webseite in die Hände Dritter legen und eine teure Agentur beauftragen.